Veranstaltung: | Unterbezirksdelegiertenkonferenz 2024 |
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Tagesordnungspunkt: | 9.1. Beratung der restlichen Anträge |
Antragsteller*in: | Jusos Kalk |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 12.01.2024, 18:32 |
A15: What the hell is going on with the Drogenstatistik
Weiterleitung
- Weiterleitung an:
- UB-Parteitag der SPD Köln
Antragstext
Wir fordern von der Stadt Köln eine umfassende Datenerhebung zum Drogenkonsum in
Köln. Insbesondere sollte die Erhebung die Zahl der Konsumierenden differenziert
nach Stadtbezirken erfassen. Hierbei ist es auch wichtig, dass nicht nur der
Zugang, also wie häufig Personen Hilfeleistungen in Anspruch nehmen, gezählt
wird, sondern auch die bloße Personenanzahl. Dafür braucht es eine Verbesserung
im Bereich der Digitalisierung der Drogenstatistik, denn diese bildet die
Grundlage für eine fundierte Zusammenarbeit zwischen den Drogenhilfevereinen und
der Stadt Köln und der Möglichkeit, den Drogenkonsum in Köln realitätsnah
abzubilden.
Begründung
Die Realität des Drogenkonsums ist auch in Köln Alltag. Die Stadt Köln ist sieht sich mit vielen verschiedenen Herausforderungen im Zusammenhang mit Drogenkonsum konfrontiert, jedoch gibt es kaum verlässliche Zahlen, die diese Tatsachen dokumentieren. Ohne verlässliche Daten zu der Zahl an Konsumierenden und den Hintergründen des Konsums sind fundierte Entscheidungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit nicht möglich. Zudem wird durch die fehlende Digitalisierung in den Ämtern der Stadt Köln die Erfassung der Zahlen zusätzlich erschwert.
Das aktuelle Angebot an Datenerhebungen beschränkt sich leider oft auf bloßen Zahlen für ein Bundesland1 oder eine Stadt und geben keine weiteren Informationen regionalen Besonderheiten. Die „Wastewater Analysis and Drugs-Untersuchung“ wird seit 2011 in mehr als 100 europäischen Städten von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Konsum (EMCDDA) in 16 deutschen Städten wie Berlin, Stuttgart, München, Frankfurt, Hamburg, Dresden und Dortmund getätigt – jedoch nicht in Köln. Bei dieser Untersuchung werden Abwasser einer Stadt auf Drogenrückstände untersucht, um dann das Drogenverhalten der Bewohner einer Stadt zu analysieren2. Die Stadt Köln lehnte die Teilnahme mit der Begründung ab, dass es „genauere und relevantere wissenschaftlichen Ansätze“ gibt3. Zahlen lassen sich zwar auch auf Köln übertragen, trotzdem fehlt es an genaueren Angaben zum Konsum in Köln und seinen Ausprägungen.
Fragen über Konsumierende und die Herkunft der Drogen beantworten andere Untersuchungen wie zum Beispiel das Epidemiologische Suchtsurvey (ESA)4, mit dem der Drogenkonsum in der deutschen Bevölkerung erfasst wird. Eine solche Erhebung reicht jedoch nicht aus, da effektive Maßnahmen den Einbezug städtischer Besonderheiten wie die Beobachtung von Hotspots oder Brennpunkten erfordert.
Der Kerndatensatz stellt die Grundlage für die einheitliche Dokumentation in ambulanten und stationären Einrichtungen dar, in denen Personen mit substanzbezogenen Störungen sowie stoffungebundenen Suchtformen in Deutschland beraten, betreut und behandelt werden. Solchen groben Zahlen sind für Vereine vor Ort wenig hilfreich. Die Stadtverwaltung sollte die Möglichkeiten der Erfassung ausweiten. Die Zahlen der Konsumierenden werden aktuell an den von den Vereinen getätigten Dienstleistungen, wie beispielsweise an der Ausgabe von Spritzen geschätzt. Diese Schätzungen werden dann von der Stadt hochgerechnet und bilden somit die einzige Grundlage für die Information zum Drogenkonsum in Köln.
Erst im Jahr 2021 hat die Stadt Köln begonnen, die Dienstleistung der Drogenhilfe nach dem Kerndatensatz zu erheben (Spritzenvergabe, Beratungsangebote, Menschen und ihre persönlichen Daten)5. Genau Zahlen, die die Menge an Konsumierenden in der Stadt widerspiegeln sind aus der aktuellen Dokumentation nicht ersichtlich, da Personen aktuell nach dem Zugang zu Drogenhilfeangeboten und nicht nach Personen gezählt werden. Wenn eine Person beispielsweise drei Mal in einer Woche Hilfeleistungen in einer Drogenhilfeeinrichtungen erhalten hat, wird diese Person drei Mal gezählt, obwohl es sich dabei nur um eine Person handelt. Folglich wäre es sinnvoll, neben dem Zugang, zusätzlich die Anzahl der Personen zu erfassen, die Hilfeleistungen in Anspruch nehmen. Des Weiteren wäre es sinnvolleine regionale Statistik durch Zahlen zu drogenbedingten Todesfällen und Überdosierungen zu ergänzen. Nur so kann gewährleistet werden, dass das Ausmaß des Drogenkonsums in Köln auch angemessen dargestellt wird. Zudem ist Köln im Bereich der Digitalisierung sehr rückständig, insbesondere was die Erfassung von Daten zum Drogenkonsum in Köln angeht. Die Dokumentation des Kerndatensatzes erfolgt händisch in einer Excel-Tabelle und schreitet damit nur mühselig voran. Eine Verbesserung der Digitalisierung ermöglicht es, präzisere und zeitnahe Daten zu erfassen, was die Grundlage für effektive Maßnahmen schafft.
Es braucht eine stärkere Vernetzung zwischen den Vereinen und der Stadt Köln. Um gezielte Präventionsmaßnahmen zu entwickeln, Ressourcen effizient einzusetzen und spezifische Programme zur Unterstützung von Drogenkonsument:innen zu implementieren, braucht es umfangreiche Daten für die Vereine in den Stadtbezirken. Gezielte und effektive Maßnahmen erfordern ein genaues Lagebild darüber, wer konsumiert und wo Konsum häufig auftritt.
5https://www.suchthilfestatistik.de/fileadmin/user_upload_dshs/02_kds/2023-01- 01_Manual_Kerndatensatz_3.0.pdf