“Geld ist rund und rollt weg, aber Bildung bleibt.” Heinrich Heine, Dichter (und Homie von Karl Marx)
Die Tendenzen neoliberaler Hochschulpolitik sind in den letzten Jahren immer stärker sichtbar geworden. So hat beispielsweise die schwarz-gelbe Landesregierung mit der Reduktion des Unterrichtsfaches Sozialwissenschaften auf die Bereiche Wirtschaft und Politik, dem überstürzten Umbau der Curricula und der damit einhergehenden Anpassung des Lehramtsstudiengangs deutlich gemacht, dass ihr ökonomische Bildung wichtiger ist als politische. Widerstand und Bedenken von Schüler*innen, Studierenden, Lehrer*innen, Wissenschaft, der GEW und weiteren Verbänden wurden ignoriert, um das eigene Prestigeprojekt durchzusetzen. Jubeln können nun nur die Unternehmen und deren Interessenverbände.
Der Umgang mit dem Schul- und Studienfach SoWi ist dabei nur ein Ausdruck der neoliberalen Vorstellung von Bildung und dem Wunsch nach einer marktförmigen Verwertung von Wissenschaft, welche unter der aktuellen Regierung in NRW weiter vorangetrieben werden kann. Staatliche Hochschulen befinden sich in diesem System im ständigen Wettkampf um Fördergelder und Drittmittel. Hochschulen, Fachbereiche und Disziplinen, aber auch einzelne Wissenschaftler*innen und Studierende sehen sich dem Druck ausgesetzt „wirtschaftlich verwertbare“ Ergebnisse zu liefern, um überhaupt Mittel für Forschung generieren zu können. Universitäten und Hochschulen funktionieren in diesem neoliberalen System zunehmend als kleine Unternehmen, die mit möglichst wenig Forschungsgeldern möglichst viel ökonomisch relevanten Output produzieren sollen.
Verstärkt werden solche Tendenzen auch durch die Exzellenzstrategie des Bundes, mit deren Hilfe Deutschland als internationaler Forschungsstandort gestärkt werden soll. Die Exzellenzförderung verkennt hierbei jedoch, dass eine Etablierung Deutschlands als internationale Forschungsgröße bereits an der unzureichenden Grundfinanzierung der deutschen Hochschulen scheitert. Verlierer*innen dieser Effizienzideologie sind vor allem geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer, da sich diese nicht hinsichtlich ihrer ökonomischen Verwertbarkeit klassifizieren lassen.
Im Spannungsfeld von Wettbewerb, Exzellenzstrategie und Unterfinanzierung leiden besonders die Mitarbeiter*innen ohne Professur: Sie tragen die Hauptlast von Lehre und Forschung, sind häufig nur mit kurzen Verträgen und auf halbe Stellen angestellt und scheiden nach maximal 12 Jahren aus dem Wissenschaftsbetrieb aus, wenn sie keine der rar gesäten Professor*innenstellen ergattern. Initiativen wie #ichbinhanna und #ichbinreyhan zeigen, dass Existenzängste und die hohe Arbeitsbelastung dazu führen, dass sich viele entscheiden frühzeitig die Wissenschaft zu verlassen oder im Ausland ihr Glück versuchen. In der stark prekarisierten Wissenschaft überlebt nur, wer über ausreichende finanziellen Ressourcen und Netzwerke verfügt.
Wissenschaft sollte aber nicht aufgrund ihrer Verwertbarkeit und der Kapitalisierung von Forschung betrieben werden - es braucht die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Innovationen, um die Herausforderungen und Fragen unserer Gesellschaft zu meistern.